Fachkonferenz

Geothermie hat zentrale Rolle für Umbau der Energieversorgung

Klimafreundliche und ressourcenschonende Energiequellen sollen in Zukunft weiter erschlossen und ausgebaut werden: Über die Rolle der Tiefengeothermie (Erdwärme) für den Umbau der Energieversorgung tauschten sich Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis bei der Online-Fachkonferenz „Tiefe Energie in NRW“ der landesweit als Berg- und Energiebehörde zuständigen Bezirksregierung Arnsberg und der EnergieAgentur.NRW aus. „Große Tiefengeothermieprojekte können nur gelingen, wenn wir eine gesellschaftliche Akzeptanz für diese klimafreundliche Energiequelle herstellen können, indem wir die Öffentlichkeit über die weithin noch unbekannte Tiefengeothermie ausreichend informieren“, so Regierungspräsident Hans-Josef Vogel in seiner Begrüßungsrede zur Eröffnung der Online-Konferenz.

Er begrüßte Staatssekretär Christoph Dammermann aus dem Wirtschafts- und Energieministerium NRW und den Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW, Dr. Frank-Michael Baumann, sowie die vortragenden Fachreferent*innen vor Ort in Dortmund, dem Dienstsitz der Bergbau- und Energieabteilung der Bezirksregierung Arnsberg. 

Durch die Veranstaltung führte Andreas Welz, Leiter der Abteilung Bergbau und Energie in NRW. 130 Teilnehmer*innen der Konferenz, darunter auch Abgeordnete des Landtages, Energieversorgende, Naturschutzverbände und Unternehmen konnten sich zu der Veranstaltung online zuschalten.

Klimafreundliche Tiefengeothermie

Christoph Dammermann, Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Wirtschafts- und Energieministerium: „Für den erfolgreichen Strukturwandel im Rheinischen Revier bietet die Tiefengeothermie große Chancen auf dem Weg zur Energieregion der Zukunft. Gerade in der anwendungsbezogenen Forschung ist Nordrhein-Westfalen in einer starken Position. Nach erfolgreichen Tiefenbohrungen am Kraftwerksstandort Weisweiler erforscht beispielsweise die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) gemeinsam mit RWE Power das Nutzungspotenzial für die gesamte Region.“

Die Nutzung der Tiefengeothermie birgt ein großes Potenzial, um die Wärmeversorgung in Zukunft klimafreundlich zu gestalten. Im Gegensatz zu anderen Regionen in Deutschland steht die Nutzung der Tiefengeothermie in Nordrhein-Westfalen jedoch noch am Anfang. Staatssekretär Dammermann weiter: „Wir möchten die Kommunen dabei unterstützen, dass dieses große Potenzial auch genutzt werden kann. Wir starten daher zeitnah einen Wettbewerb für Kommunen und fördern Machbarkeitsstudien, die das Potenzial vor Ort untersuchen.“  

Geothermie in NRW

Im Mittelpunkt der Fachkonferenz standen daher die aktuellen Entwicklungen und die Vorstellung der Projektaktivitäten in Nordrhein-Westfalen. Das Geothermiezentrum der Hochschule Bochum ist in die neue „Fraunhofer Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG“ integriert worden, mehrere Unternehmen haben konkrete Tiefengeothermie-Projekte aufgenommen. 

Dr. Frank-Michael Baumann, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW machte deutlich: „Der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) muss auch im Energieland NRW reduziert werden. Die Industrie geht mit gutem Beispiel voran und die Nutzung von nachhaltiger Wärmeenergie wird an verschiedenen Standorten in NRW initiiert.“

Nach den Erkenntnissen des Geologischen Dienstes NRW sind im tiefen Untergrund großer Regionen in NRW klüftige Kalksteinformationen und damit hydrothermale Wässer vorhanden, die sich hervorragend für den industriellen Wärmebedarf und die Fernwärmeversorgung eignen. Dr. Ulrich Pahlke, Leiter des Geologischen Dienstes NRW, sowie Dr. Martin Salamon stellten die Potenziale in ihrem Fachvortrag vor. 

Dr. Erwin Knapek, Präsident des Bundesverbandes der Geothermie, referierte aus der Praxis über die Entwicklung der Tiefengeothermie im Raum München. Als früherer Bürgermeister der Stadt Unterhaching hat er das dortige Pilotprojekt maßgeblich begleitet. 

Prof. Dr. Rolf Bracke, Leiter des Fraunhofer IEG, stellte die angewandte Forschung im Bereich der geothermischen Energiesysteme und die Speicherung von Energie und Technologien der Infrastruktur zur Kopplung der Energiesektoren dar.

Prof. Dr. Bodo Lehmann von der DMT GmbH und Co. KG trug zu den technischen Herausforderungen einer Exploration (Erkundung) in tiefe Gesteinsbereiche vor.

Dr. Jens Hannes, Leiter Energieträger und Kreislaufwirtschaft der RWE Power AG und Martin Machnik, Projektleiter bei Kabel Premium Pulp und Paper GmbH stellten ihre Tiefengeothermieprojekte in Weisweiler und in Hagen vor. 

Am Ende der Veranstaltung wurde im Chat lebhaft diskutiert und die Möglichkeit genutzt, weitere Fragen an die Expert*innenrunde zu stellen.