Geo-Ingenieurwissenschaft

Florian Amann schätzt das Risiko

Pressemitteilung /

Hangrutsche, Bergstürze und Erdbeben – geologische Gefahren sorgen für Schlagzeilen und wecken selbst bei Unbeteiligten tiefste Urängste. Dennoch ist man den Naturgewalten nicht schutzlos ausgeliefert. Geologinnen können Risiken abschätzen und zusammen mit Ingenieuren Gegenmaßnahmen entwickeln, um Bürgerinnen und Anwohnern mehr Sicherheit zu bieten. Mit diesem Ziel startet ein Team, welches Florian Amann nun am Fraunhofer IEG aufbaut.

Portrait von Florian Amann
© Antje Peters
Prof. Dr. Florian Amann leitet am Fraunhofer IEG das Competence Center »Geomechanik und Georisiken«

»In dem Maße, wie der Mensch natürliche Ressourcen erschließt und nutzt, setzt er sich auch neuen Gefahren aus«, stellt Florian Amann klar, der an der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG nun das Competence Center »Geomechanik und Georisiken« aufbaut. »Geologie und Ingenieurwissenschaft helfen uns dabei, Risiken zu erkennen und mit Technologien, Verfahren und Verhalten die Auswirkungen für Menschen und Umwelt zu minimieren.« Das Spektrum von Amanns Tätigkeiten reicht von der Prävention alpiner Naturgefahren wie Bergstürzen über Machbarkeitsanalysen von Tunnel- und Wasserkraftprojekten bis dahin, das Potential der tiefen geothermischen Ressourcen nutzbar zu machen – seien es Thermalwasserbrunnen oder Untergrundspeicher für Wärme oder Wasserstoff.

Mit den geologischen Herausforderungen bei der wirtschaftlichen Erschließung des Untergrundes beschäftigt sich Amann hauptsächlich mit seiner anwendungsnahen Forschung am Fraunhofer IEG. Investitionen in Energieinfrastrukturen benötigen eine zuverlässige Prognose, Überwachung und Reduktion von Risiken. Seine Arbeit kann helfen, Ressourcen im Untergrund kontrolliert zu erschließen, zu erstellen und zu betreiben. Die Besonderheiten der lokalen Geologie will er in die Betriebskonzepte von Untertagebauwerken und geothermischen Anlagen einbringen. 

Geothermie und Permafrost

Das Team um Amann entwickelt Konzepte für die Erfassung geomechanischer Daten und deren Interpretation. Dafür untersucht es geophysikalisch und hydraulisch Bohrlöcher, begleitet Projekte mit Blick auf Georisiken mit modernen Überwachungstechnologie und führt geomechanische Laborversuche an Gesteinsproben durch. Zusammen mit genauen Kenntnissen über die Spannungsbedingungen schätzen sie das Verhalten des Gebirges im Untergrund ab und helfen, Bohrungen sowie Untertagebauwerke zu planen. Die systematische Erfassung der Daten ist ein Baustein der Arbeit. Ein Zweiter sind Computermodelle, die die Wechselwirkung von Mechanik, Temperatur und Hydrologie beachten. Zusammen liefern sie die Grundlage für ein umfassendes quantitatives und qualitatives Georisikomanagement, einschließlich der Entwicklung von Überwachungs- und Interventionskonzepten für geotechnische Anlagen, aber auch natürliche Systeme wie etwa auftauende alpine Permafrostböden.

Florian Amann ist Professor für Ingenieurgeologie an der RWTH Aachen. Er lehrt im Studiengang »Angewandte Geowissenschaften und Georessourcenmanagement« der RWTH Aachen sowie dem »Joint-Master Programm Applied Geophysics«, einer Kooperation von RWTH Aachen, Delft University of Technology und ETH Zürich. Das Studium umfasst wesentliche Herausforderungen der Energiewende wie Rohstoffmanagement, Umweltmanagement, Geothermie, Geophysik und Hydrogeologie. Amann ist und war als Sachverständiger unter anderem aktiv anlässlich des Bergsturzes in Bondo/Piz Cengalo und Brienz sowie für etliche Tunnel- und Wasserkraftanlagen in der Schweiz und Österreich. Er berät die Bundesgesellschaft für Endlagerung BGE und die Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI der Schweiz. Amann ist Mitglied im Editorial Board einschlägiger Journale wie etwa dem International Journal of Rock Mechanics and Mining Science.

Zur Person

Professor Dr. Florian Amann leitet das Competence Center »Geomechanik und Georisiken« des Fraunhofer IEG und den Lehrstuhl für Ingenieurgeologie der RWTH Aachen. Zuvor war er zehn Jahre Oberassistent an der ETH Zürich, Schweiz, wo er zuletzt wissenschaftlicher Leiter des »Deep Underground Geothermal Laboratory« war. Zudem unterstützte er drei Jahre das »Rio Tinto Center for Underground Mine Construction« in Sudbury, Kanada. Industrieerfahrung hat er als Ingenieur in der Pöyry Infra /Pöyry Energy AG, Schweiz, gesammelt. Sein Studium und seine Promotion in Geologie bzw. Ingenieurgeologie hat er an der Friedrich-Alexander University, Erlangen-Nürnberg, abgeschlossen.

Mehr Information zu Florian Amanns Forschung unter 

Geomechanik und Georisiken