»Tiefbohrtechnik ist ein traditionsreiches Gewerk, welches mit der Öl- und Gasindustrie gewachsen ist. Mich reizt es, dieses Werkzeug auch in der nachhaltigen Energietechnik einzusetzen«, motiviert Teza ihre Arbeit und man nimmt ihr ab, dass sie Spaß bei der Arbeit hat. Die gelernte Geophysikerin hat schon in ihrer Studienzeit an der Ruhr-Universität Bochum an tiefen Geothermiebohrungen im Oberrheingraben geforscht und hat aus erster Hand erfahren, wie Messdaten zu Projektentscheidungen werden. Nach ihrem Sprung in die Wirtschaft hat sie Projekte in England, USA, Frankreich, Südkorea, Deutschland und der Türkei begleitet und geleitet. »Ich bin meist meiner Neugier gefolgt und hatte Freude an den neuen Ansichten, die Geologie und Kultur beim nächsten Einsatz mitbrachten.« Als Prokuristin bei der Pfalzwerke-Tochter BESTEC in Kandel war sie für die technische Planung und hydraulische Überwachung des Geothermiekraftwerks in Insheim verantwortlich, bevor sie am Fraunhofer IEG wieder neue herausfordernde Projekte der Tiefbohrtechnik unterstützt.
»In meiner Schulzeit habe ich gerne Volleyball gespielt«, erzählt die quirlige Frau und erzeugt ein ungläubiges Augenbrauenheben beim Zuhörer. »Als Stellspielerin am Netz braucht es weniger Körpergröße, sondern mehr Übersicht und Präzision beim Zuspiel.« Dass diese Eigenschaften in der Tiefbohrtechnik gebraucht werden, glaubt der geneigte Zuhörer dagegen sofort. 10 bis 20 Firmen gilt es bei einer Bohrung zu koordinieren – Expertinnen und Experten für Bohrbetrieb, Spülung, Zement, Rohre, Pumpen, Fluidchemie, Geologie, Geophysik und viele mehr. Statt Bällen schlägt Teza nun Projektpläne über das Spielfeld und statt aus Mitspielerinnen formt sie aus Projektpartnerinnen und -partnern ein schlagkräftiges Team »Aber die schwitzen manchmal auch«, lächelt Teza.
Für die Stadtwerke Bochum hat sie gerade gepunktet und schließt das Projekt Mark 51°7 ab. Auf dem ehemaligen Werksgelände von Opel entsteht ein Gewerbegebiet mit 700 000 Quadratmetern samt einem Nahwärmenetz, welches sich dem Grubenwasser im Untergrund als Quelle und Senke bedient. Im Winter werden Büros geheizt, im Sommer Rechenzentren gekühlt dank des Wassers, welches in einer Fördertiefe von 340 Metern 17 Grad Celsius und bei 800 Metern 28 Grad Celsius aufweist. »Auf diese Tiefe den nur drei Meter hohen Stollen des ehemaligen Bergwerkes zu treffen, ist schon eine außergewöhnliche technische Herausforderung, wenn man es mit der 50 Meter Ungenauigkeit vergleicht, mit der sich Bohrmeister sonst zufriedengeben.« Doch nun ist das Untertage-Programm beendet und die Stadtwerke errichten die Heizzentrale mit Wärmetauschern und Wärmepumpe, um das Gewerbegebiet zu 75 Prozent mit Geothermie zu versorgen.
»Ich sehe mich als Möglichmacherin«, unterstreicht Teza und meint damit nicht nur die 20 Prozent technische Entwicklung, die ihre Arbeit ausmacht. »Das Berg- und Wasserrecht sind meine täglichen Begleiter. Hier gilt es mit guter Vorausschau die Möglichkeiten zu kennen und die Chancen zu wahren. Schon bei der ersten Machbarkeitsanalyse versuche ich den Dreiklang Technik, Recht und Gesellschaft mitzudenken und bei jedem neuen Projekt mit einem Energieversorger die Lage vor Ort und unter Tage auszuloten.« Die nächste Bohrstelle soll im Rheinland sein, um Thermalwasser in Karbonaten rund drei Kilometer tief aufzusuchen. »Wieder eine neue Lagerstätte. Ich werde eine Menge lernen«, freut sich Teza und lacht herzlich.
Website Tiefbohrtechnik
Pumptest Mark51°7 in Bochum