Transformationskonzept Produzierender Mittelstand

Ein technisch und wirtschaftlich belastbarer Pfad zur Reduktion sämtlicher energiebedingter Treibhausgasemissionen (Scope 1 und 2) bis spätestens 2045 war Ziel dieses Projektes. Betrachtetet wurde der Standort Attendorn der Beulco GmbH & Co. KG mit einer Betriebsgesamtfläche von knapp 19.000 Quadratmetern. Das familiengeführte, mittelständige Unternehmen entwickelt und fertigt mit rund 200 Mitarbeitenden Produkte und Systeme für die Trinkwasserverteilung, also Armaturen und Wasserversorgungstechnik. Das Projekt erstellte ein Transformationskonzept zur vollständigen Dekarbonisierung des Standortes. 

Daten sammeln

Die Analysephase umfasste die Erhebung der Energieverbräuche des Hallenensembles und der Produktionsanlagen, die Erstellung einer Treibhausgasbilanz nach dem GHG Protocol sowie eine bauphysikalische Aufnahme der Gebäudehüllen. Die real gemessenen Verbrauchsdaten wurden mit den berechneten Wärmeverlusten abgeglichen. Ergänzend erfolgte eine prozesstechnische Bestandsaufnahme aller relevanten Wärmequellen und -senken unter Berücksichtigung von Temperaturniveau, zeitlicher Verfügbarkeit und räumlicher Anbindung.

Maßnahmen bewerten

Im nächsten Schritt wurden Einsparmaßnahmen auf Gebäude- und Prozessebene entwickelt und u.a. nach DIN V 18599 quantifiziert. Dazu zählten unter anderem Maßnahmen an der Gebäudehülle, ein abgestimmte Absenkung von Hallentemperaturen und eine Analyse zur Identifikation von Wärmerückgewinnungspotenzialen. Entscheidend war dabei die vorgelagerte Bewertung dieser Maßnahmen hinsichtlich ihres Einsparpotenzials, um den künftigen Wärmebedarf im Zielzustand realistisch abzubilden.

Auf dieser Basis wurde die Anlagentechnik so ausgelegt, dass sie auf das maximale Einsparszenario abgestimmt ist. Dadurch kann eine Überdimensionierung vermieden und die Systemeffizienz langfristig sichergestellt werden. Die Versorgungskonzepte umfassten bestehende Anlagentechnik, eigene industrielle Abwärme, geothermische Quellen mit saisonaler Speicherfunktion zum Kühlen und Heizen, Erd- und Luftwärmepumpen, PV-basierte Eigenstromversorgung, Biomasse- sowie gasbasierte Spitzenlastkomponenten.

Die Varianten wurden im Rahmen eines integralen Ansatzes technologieoffen entwickelt und anhand technischer, ökologischer und wirtschaftlicher Kriterien in sich optimiert, nach VDI 2067 bewertet und verglichen. Eine Sensitivitätsanalyse untersuchte zur Risikominimierung die Auswirkungen veränderlicher Energiepreise auf Auslegung und Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen.

Umsetzung planen

Der Umsetzungsplan orientiert sich an einer Priorisierung nach spezifischen CO₂-Vermeidungskosten: jeweils wird die Maßnahme mit dem besten Verhältnis aus Wirkung und Aufwand zuerst realisiert. So kann Schritt für Schritt fossile Erzeugung zurückgedrängt werden – bis zuletzt auch der verbleibende fossile Wandler ersetzt werden kann. Der finale Maßnahmenplan dokumentiert die technische Auslegung, Investitions- und Betriebskosten, Umsetzungsreihenfolge sowie die strukturelle Integration in die Unternehmensstrategie.